Warum ETFs nicht die beste Wahl sind
Zunächst ist es wichtig, die Komplexität von ETFs zu verstehen. Die meisten Menschen glauben, dass sie einfach nur einen Korb von Aktien oder Anleihen kaufen, wenn sie in einen ETF investieren. Doch ETFs sind viel komplizierter, als sie erscheinen. Sie basieren auf Indizes, die nach bestimmten Regeln zusammengestellt werden. Das bedeutet, dass du nicht immer die besten Unternehmen im Portfolio hast, sondern die, die den Indexkriterien entsprechen, was nicht immer zu den besten Renditen führt. Darüber hinaus gibt es synthetische ETFs, die nicht einmal die physischen Vermögenswerte halten, sondern über komplexe Finanzinstrumente nachgebildet werden. Das erhöht das Risiko erheblich, besonders in Krisenzeiten.
Ein weiterer Nachteil von ETFs ist die Liquidität. Während sie tagsüber gehandelt werden können, was als Vorteil gegenüber traditionellen Investmentfonds dargestellt wird, kann dies auch ein Problem darstellen. In Zeiten hoher Marktvolatilität, wie es beispielsweise während der Finanzkrise 2008 oder der Corona-Pandemie 2020 der Fall war, können die Preise von ETFs stark schwanken und von ihrem inneren Wert abweichen. Dies wird als „Tracking Error“ bezeichnet und kann dazu führen, dass du mehr verlierst, als du erwartet hast.
Zusätzlich sind ETFs nicht immer so kostengünstig, wie sie vermarktet werden. Viele Anleger achten nur auf die Verwaltungsgebühren (TER), die in der Regel sehr niedrig sind, und übersehen andere versteckte Kosten, wie z. B. Handelsgebühren oder die Kosten für das Rebalancing des Indexes. Besonders bei Nischen-ETFs oder solchen, die exotische Märkte abbilden, können diese zusätzlichen Kosten erheblich sein und deine Rendite schmälern.
Ein weiteres großes Problem ist die fehlende aktive Verwaltung. ETFs verfolgen in der Regel einen passiven Ansatz, was bedeutet, dass sie einfach nur einem Index folgen, anstatt aktiv nach den besten Investitionsmöglichkeiten zu suchen. In Zeiten von Marktunsicherheiten oder Bärenmärkten kann dies dazu führen, dass du erhebliche Verluste erleidest, da niemand da ist, um das Portfolio zu überwachen und Anpassungen vorzunehmen. Aktives Management kann in schwierigen Zeiten oft bessere Ergebnisse liefern, da professionelle Manager schneller auf Marktentwicklungen reagieren können.
Nicht zu vergessen ist auch das Risiko der Herdenmentalität. Da ETFs mittlerweile so populär geworden sind, investieren viele Menschen blind in diese Produkte, ohne zu verstehen, was sie tatsächlich kaufen. Diese Masseninvestitionen können zu einer Verzerrung der Märkte führen, bei der bestimmte Aktien oder Anleihen überbewertet werden, nur weil sie Teil eines Indexes sind. Dies kann Blasen schaffen, die früher oder später platzen – und du bleibst als Anleger auf den Verlusten sitzen.
Ein weiteres verstecktes Risiko ist das Kontrahentenrisiko bei synthetischen ETFs. Diese ETFs verwenden Swaps, um die Rendite eines Indexes nachzubilden, anstatt die tatsächlichen Vermögenswerte zu halten. Sollte der Swap-Kontrahent (in der Regel eine Bank) in finanzielle Schwierigkeiten geraten, besteht die Möglichkeit, dass der ETF nicht die erwartete Rendite erzielt oder sogar erhebliche Verluste erleidet.
Und schließlich sollte man sich bewusst sein, dass ETFs nicht immer die Diversifikation bieten, die sie versprechen. Viele Anleger gehen davon aus, dass sie durch den Kauf eines ETFs, der einen breiten Marktindex abbildet, automatisch eine gut diversifizierte Anlage haben. Doch in der Realität konzentrieren sich viele Indizes stark auf bestimmte Sektoren oder Regionen, was das Risiko erhöht. Beispielsweise macht der Technologiesektor einen großen Teil des S&P 500 aus, sodass ein vermeintlich breit diversifizierter ETF in Wirklichkeit stark auf den Erfolg einer einzelnen Branche angewiesen ist.
Zusammengefasst lässt sich sagen: ETFs mögen auf den ersten Blick eine einfache und kostengünstige Lösung für deine Anlagestrategie darstellen, doch sie bergen zahlreiche versteckte Risiken, die viele Anleger nicht auf dem Schirm haben. Von der fehlenden aktiven Verwaltung über das Kontrahentenrisiko bis hin zu den versteckten Kosten – es gibt viele Gründe, warum ETFs nicht immer die beste Wahl sind.
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